Kinder wollen wissen und verstehen
und können daher mit ihrer Warumfragerei ganz schön nerven.
Die Frage nach Ursachen und Gründen ist Ausdruck der angeborenen Rationalität des Menschen.
Aristoteles bemerkte dazu:
Eine Sache ist erst dann verstanden, wenn sie in ihrer Ursache verstanden ist.
Darum geht die Fragerei der Kinder auch immer weiter,
wollen sie doch auch die Ursache der Ursache usw. wissen und verstehen,
um den Wechselfällen des Lebens erfolgreich begegnen zu können.
Wir Erwachsene sollten das Anliegen der Kinder ernst nehmen
und sie nicht mit erfundenen Antworten abspeisen wollen.
Besser ist es da auch einmal zu sagen,
dass man nicht weiß, was die Ursache einer Sache ist
oder der Grund eines Verhaltens.
So wird das Interesse der Kinder an der Frage bewahrt
und sie wollen Jahre später vielleicht einmal selbst nach Ursachen und Gründen forschen.
Aber natürlich gibt es auch Grenzen einer vernünftigen Warumfragerei
auf die man hinweisen sollte,
nämlich überall dort, wo wir Menschen die Existenz von etwas einfach hinnehmen müssen,
sei es die Welt, die Schwerkraft, das Leben, das Bewusstsein und ähnliches.
Auch liegen alle Anfänge im Dunklen,
weil im schöpferischen Prozess etwas Neues entsteht,
das nicht abgeleitet werden kann.
Menschen, die sich nicht mit unbeantwortbaren Fragen abfinden wollen,
nehmen dann gern zu "Gott" ihre Zuflucht, der das alles gemacht hätte -
wodurch auch die offenen Fragen scheinbar abschließend beantwortet sind.
Denn "Gott" ist ein Grenzbegriff, der nicht hinterfragt werden kann.
Oder in der Sprache von Meister Eckhart:
"Du sollst auch von Gott nichts verstehen, denn Gott ist über allem Verständnis."
Dieser hartnäckige Gottesgedanke ist eben auch Ausdruck der Rationalität des Menschen,
wenn er nach letzten Ursachen sucht,
was es ebenfalls zu verstehen gilt,
will man sich nicht zum Narren seiner Rationalität machen.
Eines eigenen "Gottesgens", wie Neurologen vermuten, bedarf es dazu nicht!
Das wäre nur die Verlagerung des Gottesgedankens in ein genauso unerklärliches Gen.
Es gilt den Menschen aus den Bedingungen seiner Situation heraus zu verstehen.
Ich denke,
dass es zur Würde des Menschen gehört, unbeantwortbare Fragen auszuhalten,
am besten in der weisen Einsicht, dass die Realität sowieso alle Denkbarkeit übersteigt.
Diese Einsicht macht bescheiden und lässt uns divergierende Ansichten ertragen,
sofern sie undogmatisch und ehrlich sind.