Geistig gehen wir nicht mit der Welt um,
SONDERN MIT UNSEREN INFORMATIONEN ÜBER DIE WELT.
Denn Informationen sind etwas Geistiges.
Darum kann menschlicher Geist mit ihnen umgehen.
Informationen gewinnt das Gehirn durch die Interpretation von Daten,
die stets der materiellen Ebene zugehören,
z.B. Luftschwingungen, die als Geräusche bzw. Sprache interpretiert werden.
Oder Lichtwellen, die zu Bildern oder Zeichen werden.
Oder es gewinnt Informationen,
durch seine einzigartige Fähigkeit, sich zu erinnern
und Erinnerungen zu vergleichen.
Dadurch kommen Lebewesen zu den EINDRÜCKEN
von Zeitlichkeit und Bewegung, [Text 1]
die für ihre Orientierung als SICH Bewegende so wichtig sind.
Dann steht uns noch das Wissen zur Verfügung,
das die Schulen des Lebens und der Wissenschaft lehren.
Oder das Büchern entnommen werden kann.
Außerdem alle die Nachrichten und Sprachregelungen,
die Medien täglich über uns ergießen.
Dies zusammen ist der Fundus, von dem wir Menschen geistig zehren.
Das Jenseits des Diskurses
ist nicht das Gesagte nochmals als Wirklichkeit,
auf die wir uns berufen könnten,
sondern was wir als die zuvor genannte Denkgrundlage IM KOPF haben.
Als Diskutierende sind und bleiben wir geistige Wesen.
Das Geistige ist die nach innen genommene Auseinandersetzung mit der Welt.
Die eben einzig im Kopf geschieht.
(Denn sonst wäre sie ja nicht geistig!)
Im Diskurs sich auf eine außergeistige Wahrheit oder Wirklichkeit zu berufen,
ist illusionär.
Selbst "Tatsachen" sind immer nur unsere INTERPRETATIONEN
auf Grund des vorhandenen Wissens und der eigenen Vor-Urteile,
der persönlichen Denkstruktur,
der spezifischen Sensibilität
und der eigenen Interessenlage,
in Anlehnung an die Kürzel DNS bzw. DNA
von W. Dittrich kurz DSI genannt, (Datei II/9)
um die individuell verschiedenen Bedingungen von Interpretation zu erfassen
und somit das Natürliche des Nichtverstehens zu verstehen
und damit um Toleranz zu werben.
So stellt sich das Wahrheitsproblem ganz anders,
als es die allermeisten Philosophen vor Mitterer sahen,
die glaubten, Aussagen von der Sache her beurteilen zu können.
Doch menschlicher Geist kann sich immer nur mit SEINEN Mitteln in SEINER Sphäre bewegen!
Die Beschreibung des Objekts ist nicht unterscheidbar vom Objekt der Beschreibung! (Mitterer) (Datei II/3)
Wahrheit ist nach Mitterer der letzte Stand der Erkenntnis.
Sie scheint vorzuliegen, wenn wir das Gefühl haben,
dass das von der linken Hirnhälfte Gesagte
- das Diesseits des Diskurses -
mit dem von der rechten Hirnhälfte Gewussten
- dem Jenseits des Diskurses -
übereinstimmt.
DIESE WAHRHEIT = ÜBEREINSTIMMUNG IST ES,
DIE WIR IMMER SUCHEN!
Und die unsere Zufriedenheit ausmacht!
Man kann den Vorgang auch so beschreiben:
Wenn wir als Person den Eindruck haben,
dass verbaler Ausdruck - das explizite Wissen -
und das implizite Wissen im Gleichgewicht sind,
sind wir GENEIGT, ihn für "wahr" zu halten,
denn das cognitive System der zwei Hirnhemisphären ist DIE WAAGE DER WELT. (Datei III/7)
Für sie steht seit altersher die Göttin der Gerechtigkeit,
die mit VERBUNDENEN AUGEN - also rein geistig! - die Wahrheit ERWÄGT.
Doch die Menschen in ihrer Mehrheit haben noch nicht realisiert,
dass sie sich geistig in einer virtuellen Welt bewegen,
eine Fähigkeit, die die Evolution herausgefunden hat,
einfach weil dies für das lebendige System ökonomischer ist!
Und zudem ohne körperliche Gefahr!
Und für den Geist ist es auch ökonomischer,
statt Aufzählungen von Namen Allgemeinbegriffe zu benutzen,
mit denen er sich letztlich ganz neue Welten schafft,
während wir in der realen Welt immer nur dem konkreten Einzelnen begegnen!
Die virtuelle Welt des Computers ist die Fortsetzung der virtuellen Welt des Geistes.
Immer noch sehen viele sich zwischen den Sachen stehen, über die sie reden.
Oder sie halten Begriffe für Abbilder der Sachen
und nicht für Namen von Bedeutungen, die im Kopf bewegt werden.
Hierüber haben die Scholastiker jahrhundertelang gestritten.
Geistig kann es überhaupt kein Manko sein,
von Interpretationen zehren zu müssen,
machen sie doch gerade das Geistige aus!
Interpretationen sind dann besonders hilfreich,
wenn sie nach bewährten Regeln erfolgen.
Die Evolution hatte viele Hundert Millionen Jahre Zeit, solche zu finden.
Auch wir selbst gewinnen zur Bewältigung unserer Erfahrungen weitere Regeln.
Wahr ist dann, was sich bewährt.
Für ein ums Überleben kämpfendes Geschöpf
ist dies die beste Art von Wahrheit.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit zu wissen,
wer Feind und wer Freund ist
und was als Beute taugt,
kann ihm oftmals schon reichen.
Das ist die pragmatische Wahrheit des Lebens,
die uns sagt, was die Dinge FÜR UNS sind.
Freilich möchte der Mensch sich nicht immer mit einer solchen Wahrheit begnügen,
und er möchte wissen, was die Dinge FÜR SICH sind.
Das ist die Suche nach einer absoluten Wahrheit.
Doch nur einem absoluten Wesen (Gott) stünde eine absolute Wahrheit zu,
DENN JEDE WAHRHEIT IST RELATIV ZU DEN BEDINGUNGEN DES ERKENNENS!
Diese zu kennen gestattet es,
den Wert von Erkenntnissen einzuschätzen.
Und sich vor Überschätzungen zu bewahren!
So kann es auch keine "Wahrheit an sich" geben.
Sondern es gibt die Wahrheiten für Würmer, Gazellen und Menschen,
ja, genau genommen für Meier und Schulze.
Und für Frau Schulze sieht die Wahrheit nochmals ganz anders aus.
Die Vielfalt ist ein Prinzip des Lebens,
das ausprobiert, was möglich ist.
So wappnet es sich gegen alle Eventualitäten!
Das höchste geistige Vermögen des Menschen ist die Vernunft.
Daher wäre es töricht von ihm,
NACH MEHR als vernünftiger Wahrheit zu streben.
Oder sich MIT WENIGER als vernünftiger Wahrheit zufrieden zu geben,
wenn es um die Wahrheit geht.
Beides wäre nicht weise.
Vernünftige Wahrheiten werden nach Grundsätzen der Vernunft gewonnen.
Also nach Regeln, die sie sich selber gibt.
Ihre Regeln sind ihr das Selbst-Verständliche,
mit deren Hilfe sie versteht.
Zum Beispiel anhand evidenter Prinzipien und Regeln der Logik.
Beide sind unmittelbar einsichtig und von jedermann prüfbar.
Und wenn die Einzelnen sie beachten,
kann im Diskurs jene intersubjektive und höchste Wahrheit entstehen,
die zu erkennen Menschen möglich ist.
Indem wir nach DEM MENSCHEN MÖGLICHEN streben,
können wir gerade jene FÜR UNS höchste Wahrheit erreichen,
die wir beim Streben nach der absoluten Wahrheit immer verfehlen!
Doch leichter fällt es den meisten,
einfach den vorgegebenen Wahrheiten des Zeitgeistes zu folgen,
dem "Mainstream", wie man heute sagt.
Oder dem "Paradigma", wie der Zeitgeist in der Wissenschaft heißt.
Das ist jenes Brett,
das ALLE vor dem Kopf haben,
und das keiner hinterfragt.
Es kann der Spiegel realer Machtverhältnisse sein,
die die Menschen prägen,
oder es folgt einer intellektuellen Denkmode,
dem Paradigma eben,
das oft genug ein Paradogma ist.
Auf diesem Broadway der Vielen
findet der Mensch am liebsten die Wahrheit, die er sucht.
Zumindest hätte er es gern so.
Fazit:
Alle Erkenntnis ist und gilt relativ zu den Erkenntnismitteln,
ohne die wir gar keine hätten.
Mit dieser Einsicht fällt es leichter, bescheiden und tolerant zu sein.