Nach Karl Jaspers (1883 - 1969) "sind nach dem Staunen und dem Zweifel
die Grenzsituationen der tiefere Ursprung der Philosophie."
Aus den Grenzsituationen ergibt sich für ihn die Wahrnehmung der Transzendenz,
als dem Jenseitigen der Erfahrbarkeit und des Verstehens.
Doch jenseits unseres Wahrnehmens und Verstehens ist nicht eine andere Welt,
sondern die Welt anders,
nämlich uninterpretiert, wie sie für sich selber ist.
Weil unser Verstehen an vertraute Muster gebunden ist,
versucht der Mensch sich auch das Transzendente durch solche verständlich zu machen.
"Alles ist voller Götter" sagte der ionische Naturphilosoph Anaximander.
Und weil die Götter gar so menschlich waren verstand man sie auch als Familie,
wobei Zeus auch gern einmal fremdging, wie das auch sonst so üblich war.
Christen sprechen heute noch von Gottvater, Gottes Sohn und Mutter Gottes,
sich so an Vertrautes haltend.
Hierzu Martin Walser:
"Wer sagt: Gott existiert nicht, hat doch damit schon von ihm gesprochen.
Man spürt direkt, wie schwach die Verneinungskraft der Sprache ist,
verglichen mit einem Hauptwort.
Wenn es Gott nicht gäbe, könnte man doch nicht sagen, dass es ihn nicht gebe.
ES GIBT DAS WORT ... Wir brauchen diese Wörter, sonst gäbe es sie nicht.
Sie drücken unser Bedürfnis aus. Unseren Mangel. Unsere Not."
Gott ist die Personifizierung des Urgrunds von allen
der ewig existiert und voller Schöpferkraft ist,
ohne den die Welt rational nicht verstanden werden kann.
Denn von Nichts kommt nichts.
In seinem 6. Spruch heißt es dazu bei Laotse:
"Das Urseiende wandelt sich nicht.
Es ist das Ewig-Mütterliche.
Des Ewig-Mütterlichen Gestaltungsgabe
ist der Ursprung von Himmel und Erde.
Stetig gebärend bedarf es nie der Befruchtung." [Text 6]
Es gehört zur Würde des Menschen unbeantwortbare Fragen auszuhalten.
Und indem man sich wie die Quantenphysiker entschließt,
sich der Aussage über Nichterforschbares zu enthalten,
und die dadurch eine zukunftsfähige Physik schufen,
so sollten auch wir uns frei machen von falschen Ansprüchen
über die ewig gestritten werden kann, ohne sie je klären zu können,
und sollten der Zukunft unverkrampft und aufgeschlossen begegnen:
In der Heiterkeit des Gemüts um unsere Grenzen wissend
und sie gelassen ertragend.
"Alles in der Welt ist Torheit, nur nicht die Heiterkeit." (Friedrich der Große)