"Der Mensch gewinnt nimmer wahren Frieden mit Gott,
er habe denn Frieden mit seinem Nächsten.
Aber es ist ein kleines Ding, wenn einer Frieden hält mit einem, der ihm gleich ist,
denn Gleichheit ist ein Beweggrund des Friedens.
Aber daß man Friede hält mit ungleichen Leuten, die einen entgegen sind, das ist edler,
denn da gibt es keinen Beweggrund des Friedens
ALS DIE GÖTTLICHE LIEBE ALLEIN."
(Meister Eckhart)
Alles Lebendige sucht sich selber,
will Fremdes sich zum Eigenen machen,
sei es körperlich durch Aufnahme als Nahrung,
sei es sozial durch Unterordnung des Fremden.
Auch Belehrung und Erziehung sind der Versuch,
eigene Überzeugungen und Verhaltensmuster weiter zu geben,
ist es doch das Ziel alles Lebendigen,
SICH SELBST zu reproduzieren.
Die Selbstsucht ist das Prinzip der lebenden Welt.
Auch wo Weibliches und Männliches sich in Liebe vereinen,
geht es doch zuerst einmal um die Reproduktion der eigenen Gene.
Doch in der Hingabe an den Anderen kann etwas aufscheinen,
was über diese Welt hinausweist:
die selbstlose Liebe.
Wenn etwas quer zur egozentrischen Welt steht,
dann ist es die selbstlose Zuwendung zu einem anderen,
sei dieser ein Mensch, ein Tier oder die Schöpfung schlechthin.
Das ist etwas, was man zuerst nicht in ihr vermutet,
was jedoch plötzlich aus ihr hervortritt.
Weil Jesus lehrte:
liebe deinen Nächsten wie dich selbst
und dies auch tat,
sah er sich, sahen ihn andere,
als von Gott persönlich gesandt an.
Aber hängt seine Lehre von dieser Bedingung ab?
Bleibt Jesu Lehre nicht unter allen Bedingungen WAHR:
"Immer da, wo wir einander in Liebe annehmen,
wo Menschen aufeinander zugehen
und einander verzeihen,
wird etwas spürbar von der Nähe Gottes.
Dann zerreißt der Himmel und Gott kommt zu uns."*
*Magda Reichert, Diakonie Künzelsau, in "echo" 16.12.01
Heute muss unsere Liebe umfassender sein.
Heute müssen wir offen sein FÜR DIE GANZE SCHÖPFUNG
und sie positiv annehmen
und sie nicht weiterhin als Objekt der Begierde behandeln.
Wie die alten Griechen die Schwerkraft verstanden
als Ausdruck der Liebe zwischen Himmel und Erde,
die beide zusammenhält,
so muss unsere Liebe die Schöpfung auf Erden zusammenhalten
um sie und damit auch um unser Geschlecht vor dem Siechtum zu bewahren.
Und was die Gemeinschaft der Menschen betrifft sehe ich als wahr an:
Überall da,
wo in einer Gemeinschaft der Geist bedingungsloser Liebe umgeht,
da weht der Geist Gottes, der die Liebe ist,
ganz gleich wie sich diese Gemeinschaft nennt,
ganz gleich, ob Gott als eine Person, als eine Kraft oder als eine Metapher verstanden wird.
Aber überall da,
wo Feindschaft auf andere Menschen, andere Überzeugungen, andere Sitten gepredigt wird,
da ist Menschengeist am Werke,
auch wenn er sich noch so sehr auf angeblich göttliche Gebote beruft.
ALS IM NAMEN GOTTES ZÄHLT ALLEIN DIE GÖTTLICHE LIEBE!